Bei kaum einem anderen Thema gehen die Meinungen so weit auseinander wie bei der Wichtigkeit von Training und Ernährung. Worauf sollte man sich mehr konzentrieren? Wovon hängen letztendlich die Erfolge ab? Die persönliche Einstellung dazu und individuelle Trainingsziele führen dazu, dass die Waage durchaus mal mehr auf die eine, mal auf die andere Seite kippen kann.
Bei Elite-Athleten und Sportlern, die in bestmöglicher Zeit das Maximale aus ihrem Körper herausholen wollen, kommt es auf das Zusammenspiel von Training und Ernährung an. Keiner der beiden Faktoren ist entscheidend wichtiger als der andere.
Bei der Gewichtsreduktion im Allgemeinen kann man behaupten, dass eine schlechte Ernährung nicht wegtrainiert werden kann. Oft ist es der Fall, dass Personen regelmäßig trainieren, aber dennoch daran scheitern, an Gewicht zu verlieren. Die Trainingserfolge sind niederschmetternd und demotivierend. Vermutlich fragt man sich an der Stelle, woran das liegen kann, denn schließlich trainiert man doch genug. Die Ursachen sind häufig ein erheblicher Kalorienüberschuss oder die extreme Reduzierung von anderen körperlichen Aktivitäten, sodass die Erwartung und die tatsächlichen Resultate auseinanderklaffen [1].
Für „Bewegungsmuffel“ oder übergewichtige Personen, die sich lediglich auf Gewichtsabnahme konzentrieren, ist häufig die Ernährung der Schlüssel zum Erfolg. Für solche ist es einfacher und stressfreier, die Kalorienaufnahme zu reduzieren, als ins Fitnessstudio zu gehen. Dafür fehlt oft die Motivation oder das Selbstbewusstsein. Die Überwindung weniger zu essen, ist für viele der geringere Aufwand [2].
Zwar tragen Trainingseinheiten und daraus resultierender Gewichtsverlust auch ohne positive Veränderung der Ernährungsgewohnheiten zum besseren Gesundheitsbefinden bei [3]. Um jedoch so gesund wie möglich zu leben, ist es unumgänglich, den Körper mit Nahrungsmitteln zu versorgen, die nicht nur das Gewicht kontrollieren, sondern vor allem essentielle Nährstoffe in ausreichenden Mengen zur Verfügung stellen.
Auch wenn das Training als der härtere Part gesehen werden kann, lohnt es sich, Routine ins Training zu bringen. Aus der Gewohnheit resultiert häufig ein langfristiger Lebensstilwandel, durch den der Drang entsteht, die Ernährung diesem anzupassen [4]. Sich bei der Ernährung einzuschränken, mag kurzfristig bessere Ergebnisse erzielen – langfristig wird man in den meisten Fällen in die alten Gewohnheiten zurückfallen und wieder an Gewicht zunehmen. Dann ist das Training eine wertvolle Maßnahme, um die wieder zunehmende Nahrungsaufnahme auszugleichen.
Wir können feststellen, dass es vom Zusammenhang abhängt, welcher der beiden Faktoren – Training oder Ernährung – nun wichtiger ist. Für jemanden, der übergewichtig ist und gesünder leben möchte, ohne sich zu sehr auf die reine Gewichtsreduktion zu versteifen, könnte das Training ein guter Anfang sein. Anschließend folgen kleine Veränderungen in der Ernährung bis schließlich ein solides Zusammenspiel von Trainingseinheiten und Ernährung erreicht werden kann.
Aus der Sicht einer inaktiven Person ist gegebenenfalls die Ernährung als erster Schritt zu empfehlen. Gefolgt von sportlicher Aktivität, die zuerst nicht unbedingt im Fitnessstudio erfolgen muss. Zum Beispiel kann man damit starten zur Arbeit zu gehen, anstatt das Auto zu nehmen – auch die kleinen Aktivitäten im Alltag helfen, ein Kaloriendefizit zu erreichen. Nach einiger Zeit kann man dann daran arbeiten, kontinuierliche und strukturierte Trainingseinheiten zu beginnen.
Für alldiejenigen, die zuerst mit dem Ziel des Muskelaufbaus ins Gym gehen – selbst wenn die Ernährung verhältnismäßig schlecht ist – gilt: Sofern genügend Kalorien mit einem moderaten Proteinanteil konsumiert werden, kann oft erst das Training in den Fokus genommen werden. Die sogenannten „Newbie gains“ kommen meist relativ schnell und der Aufbau einer guten Technik und Intensität bilden den Mittelpunkt des Trainings. Sobald man erfahrener wird, die Anfängererfolge bereits maximiert und sich an das Training gewöhnt hat, entwickelt sich dieser Part zum Leichteren. Auch wenn dann das Training selbst nicht mehr schwerfällt, wird es schwieriger und langwieriger Erfolge zu erzielen. Jetzt kommt es darauf an, größeres Augenmerk auf die Ernährung zu legen; die richtigen Nahrungsmittel und passende Supplements müssen ausgewählt und die Gewohnheiten des Lebensstils angepasst werden.
Es kommt nicht darauf an, an welchem Punkt eine Person startet, was ihr Trainingsziel oder ihre bevorzugte Ernährungs- und Trainingsweise ist. Um weitere Erfolge zu erreichen, kommt jedoch irgendwann der Punkt, an dem sich beide Faktoren überschneiden oder sich sogar komplett verflechten; je nachdem wie stark man seine Leistung maximieren will. Meist kommen dann auch andere Faktoren wie Hydration, Nahrungsergänzungsaufnahme, ausreichender Schlaf und Stressmanagement hinzu.
Referenzen
- Drenowatz, C. Reciprocal Compensation to Changes in Dietary Intake and Energy Expenditure within the Concept of Energy Balance. Advances in Nutrition. 2015, 6, S. 592-599. Hier verfügbar: http://advances.nutrition.org/content/6/5/592.short
- Johns, D.J, Hartmann-Boyce, J, Jebb, S.A and Aveyard, P. Diet or Exercise vs Combines Behavioural Weight Management Programs: A Systematic Review and Meta-Analysis of Direct Comparisons. Journal of the Academy of Nutrition and Dietetics. 2014, 144(10), S. 1557-1568. Hier verfügbar: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2212267214010557
- Warburton, D.E.R, Nicol, C, W and Bredin, S.D. Health benefits of physical activity: the evidence. Canadian Medical Association Journal. 2006, 174(6), S. 801-809. Hier verfügbar: http://www.cmaj.ca/content/174/6/801.short
- Swift, D.L, Johannsen, N.M, Lavie, C.J, Earnest, C.P and Church, T.S. The Role of Exercise and Physical Activity in Weight Loss and Maintenance. Progress in Cardiovascular Diseases. 2014, 56(4), S. 441-447. Hier verfügbar: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0033062013001655